360° ISTANBUL - ISTANBUL VOM WASSER AUS SEHEN UND ERLEBEN
Dieser Titel eines Plakates, das für den Leanderturm wirbt, stach uns während der Vorbereitungen für diese Reise ins Auge. Beschreibt er doch genau das, was wir mit dieser Städtereise vermitteln möchten: 360° Istanbul als Symbol für Vergangenes und Gegenwärtiges, für Alt und Neu, für die vielen Kulturen und Religionen, die sich an diesem Erdenfleck trafen und zu Geschichte wurden und immer noch Geschichte schreiben. 360° Istanbul als Symbol für die Größe vergangener Zivilisationen und das heutige Zusammentreffen von Ost und West, von Arm und Reich, von alten Lebensweisen und computerorientiertem Fortschritt. 360° als Symbol für einen „Rundblick“ im übertragenen Sinne. Wir beginnen und beenden unseren Aufenthalt auf zwei der ältesten Türmen der Stadt, dem Galataturm in Beyoglu und dem Leanderturm im Bosporus. Von oben blicken wir auf 360° Istanbul.
Die erste Form des Reisens unserer Vorfahren, neue Teile der Erde zu erkunden, war immer schon vom Wasser aus. Sich der Stadt Istanbul vom Wasser aus anzunähern, verschafft einen anderen Blickwinkel als den Gewohnten. Nicht sogleich inmitten des Getümmels, lässt sich vom Wasser aus leichter ein Überblick und eine Orientierung verschaffen über die Größe der Metropole, die einzelnen Stadtteile, die europäische und die asiatische Seite, das Goldene Horn und den Bosporus - und nicht zuletzt den Prinzeninseln im Marmarameer..
In Istanbul weiß man nicht, ob das Meer die Stadt in seinen Armen hält oder die Stadt das Meer. Die Wasserwege, die man mit öffentlichen Fährschiffen zurücklegt, sind die Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen der Stadt. Immer hat man hier einige Minuten des Innehaltens, Schaukelns, zur Ruhekommens, um sich dann, auf der anderen Seite angekommen, wieder voll in das ungestüme Treiben zu begeben
Die ersten beiden Tage werden wir auf den Prinzeninseln verbringen, die übrigen fünf Tage im alten Genueser-Stadtteil Beyoglu direkt neben dem Galataturm wohnen und uns von hier aus den Besichtigungs- und Erkundungsorten möglichst vom Wasser aus nähern.
Termine: 04.04. - 11.04.2004 13.06.-20.06.2004 29.08.-05.09.2004 17.10.-24.10.2004
Preis: Euro 1190,- Einzelzimmerzuschlag: Euro 245,-
Leistungen: Linienflug Frankfurt-Istanbul-Frankfurt; alle Gruppentransfers mit Bus und Schiff; 2 Ü/F im Hotel Saydam auf Büyük Ada, 5 Ü/F im Hotel Anemon im Pera-Viertel; Halbpension: 6xAbendessen, 1xMittagessen (6.Tag); deutschsprachige Reisebegleitung in Zusammenarbeit mit einheimischen Experten; Eintrittsgelder für das aufgeführte Programm.
Gruppengröße: mindestens 8, maximal 15 Personen
Die Prinzeninseln:
Der Archipel, im Altertum ‘Demonnesoi’ (Volksinseln) genannt, besteht aus 9 Inseln. Die Hauptinsel Büyük Ada (Große Insel) liegt rund 30 km und etwa eineinhalb Stunden Fahrzeit von Istanbuls Fährableger Sirkeçi und 2,3 km von Kartal auf dem asiatischen Festland entfernt. Nur 5 Inseln sind bewohnt. Im Winter leben hier kaum mehr als 7.000, im Sommer 70.000 bis 100.000 Menschen. Die Prinzeninseln! Die Inseln der verträumten Spazierwege. Die Inseln der Kutschen und der sanften Sommerbrisen, die Inseln der Pistaziensträucher und Pinienwälder. Wie eine Perlenkette reihen sie sich im Marmarameer aneinander und locken mit dem Versprechen auf Ruhe und Muße. Am Ende des 8.Jahrhunderts verbannte die byzantinische Herrscherin Irene ihren Sohn auf die Inseln im Marmarameer, um an seiner Stelle den Thron zu übernehmen - vielen anderen adligen Jugendlichen ging es nicht besser - verstoßene Königskinder gaben dem Archipel seinen Namen. Im 16. Jh. wurden die meisten dieser ‘Prinzenhäuser’ von sephardischen Juden gekauft, die vor der spanischen Inquisition nach Istanbul geflohen waren. Die Prinzeninseln sind nicht nur ein Ort der Verbannung. Lange waren sie auch die Inseln der Freundschaft, wo die unterschiedlichsten Sprachen, Türkisch, Griechisch, Hebräisch, Französisch und Englisch gesprochen und alle Religionen toleriert wurden. Die ersten Sommerhäuser wurden im 19. Jh. von wohlhabenden Griechen aus Istanbul erbaut, orthodoxe griechische Christen errichteten zahlreiche Klöster. Im 20. Jh. wurden die Inseln zu einem beliebten Ausflugs- und Erholungsort reicher Ausländer und Türken. Heute kommen Istanbuls ‘beauty people’ über das Wochenende nicht mehr hierher. Sie fliegen in den Süden.
Die Inseln sind per Kutschfahrt oder Fahrrad zu besichtigen. Autos sind nicht erlaubt. Vorbei am Haus, in dem Trotzki von 1929-1933 die Geschichte der russischen Revolution geschrieben hat. Vorbei an den Fantasien der verschiedenen Architekten, durch duftende Pinienwälder.
Auf Büyükada wohnen wir 2 Tage im Hotel Saydam, einem liebevoll restaurierten Sommerhaus eines griechischen Kaufmanns aus dem 19. Jh. direkt am Fähranleger. 8 großzügig eingerichtete Zimmer mit Blick auf das Marmarameer. Spezialitätenrestaurant mit Tischen direkt am Meer. Einzelzimmer im benachbarten Hotel ‘Princess’, einem der ältesten Hotels der Insel, 24 Zimmer, ebenfalls mit Blick auf das Marmarameer. Dieses Hotel verfügt außerdem über einen Swimmingpool.
Der Stadtteil Beyoglu:
Beyoglu ist das europäische Herz der 15 Mill.Stadt. Von Beyoglu öffnet sich der Blick auf den Bosporus, die Meerenge, die die beiden Kontinente trennt und sich ins Schwarze Meer schlängelt.
„Pera“ hieß der Hügel früher auf griechisch, das andere Ufer „gegenüber“ von Byzanz, der Kaiserstadt. Von hier aus blickt man auf Asien, und nur das Goldene Horn, der Zufluß zwischen Bosporus und dem Marmarameer, trennt Beyoglu von der Altstadt: vom Hippodrom der Byzantiner, dem osmanischen Topkapi-Palast, der Haghia Sophia, der Süleymaniye und der Blauen Moschee. Gegen Ende des 19. Jh. als die europäischen Großmächte mehr und mehr Einfluß beim „kranken Mann am Bosporus“ bekamen, wurde der Stadtteil zum reichen, internationalen Zentrum ausgebaut. Edle Jugendstilgebäude entstanden entlang der Grand Rue de Pera, der heutigen Istiklal Caddesi (Straße der Freiheit). Die Westeuropäer ließen prächtige Botschaftsgebäude errichten, Kirchen und Synagogen entstanden.
In Beyoglu wohnten armenische und griechische Kaufleute, jüdische Handwerker und osmanische Beamte zusammen. Gleichzeitig war und ist Beyoglu neue Heimat für Asylsuchende aus allen Teilen Europas. Große türkische Erzähler der Moderne wie Sait Faik (1906-1954 dessen Haus wir auf der Insel Burgaz Ada besuchen) verfassten Liebeserklärungen an das Beyoglu der kleinen Leute: „dieses sonderbare Viertel mit Türken, Russen, Armeniern, Römern, Nestorianern, Arabern, Zigeunern, Franzosen, Kroaten, Serben, Bulgaren, Persern, Afghanen, Chinesen, Tartaren, Juden, Italienern und Maltesen“.
Heute kommen die Kurden, die Russen, die Balkanvölker und die Schwarzafrikaner hierher. Im Gassengewirr des Hügels über dem Bosporus wohnen neue Bewohner, aber die schillernde Verschiedenartigkeit ist geblieben. Beyoglu ist heute wie vor hundert Jahren der Schmelztiegel der Region: die neuen Kreationen der Pariser Modeschöpfer haben hier genauso ihren Platz, wie die Jugendlichen aus Ostanatolien, die gefüllte Miesmuscheln anbieten. In den verfallenen Häusern der Griechen wohnen heute kurdische Migranten. Entlang der Istiklal-Straße gibt es viele Kinos, Theater, Kulturzentren. Die schönsten Buch- und CD-Läden, sowie viele der besten Restaurants der Stadt befinden sich in Beyoglu.
Wir wohnen für 5 Tage im Anemon Hotel, das sich wenige Schritte vom Galataturm, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen von Beyoglu befindet. Das 4-stöckige Gebäude wurde aus den Überresten eines der zahlreichen Jugendstil-Appartmenthäusern aus dem 19. Jh. aufwendig restauriert, es verfügt über 30 Zimmer mit individueller Einrichtung, die die historische Tradition und Kultur des Stadtteils wiederspiegelt. Das Restaurant befindet sich auf der rundum verglasten Dachterrasse, von der sich ein traumhafter Blick eröffnet von den engen Gassen des Pera-Viertels, über den alten Hafen der Stadt, die Galatabrücke und das historische Stadtviertel mit den Silhouetten der großen Moscheen und des Sultanspalastes über die Bosporus-Meerenge bis zu der sanften Hügellandschaft auf der asiatischen Seite im Hintergrund.
REISEVERLAUF (Änderungen vorbehalten)
1. Tag: Anreise
Flug Frankfurt/M.-Istanbul. Begrüßung durch die Reiseleitung. Bustransfer zum Fähranleger im Stadtteil Sirkeci (ca. 20 km, ca. 30 Min. Fahrtzeit). Überfahrt mit der öffentlichen Fähre nach Büyük Ada (ca. 30 km, ca. 1,5 Std. Fahrtzeit). Einen ersten Eindruck vom Inselleben bekommen wir bei kurzen Stopps an den drei Inseln Kinali, Burgaz, Heybeli. Bezug der Zimmer. Abendessen im Fischrestaurant Ali Baba, eines der ältesten Restaurants der Insel, direkt am Meer.
2. Tag: Büyükada
Vormittags: nach dem Frühstück erhalten wir von Dimitri Mandacoglu, dem pensionierten Leiter des Tourismusbüros, einen Einblick in die Entwicklung des Lebens auf der Insel in den letzten 100 Jahren. Anschließend Fahrradtour über die Insel zum St.Georgs-Kloster mit der Wallfahrtskirche Aya Yorgi auf dem 203 m hohen Yücetepe, von wo wir einen herrlichen Blick auf die übrigen Inseln haben. Die Kirche ist heute für orthodoxe Christen aus der ganzen Welt ein bedeutender Wallfahrtsort. Wir kehren zur Mittagsrast bei den 3 verbliebenen Mönchen des Klosters ein, informieren uns über das Klosterleben früher und heute und essen gemeinsam zu Mittag. Nachmittags: Weiterfahrt über die Südspitze der Insel zurück zum Hotel (gesamte Fahrradstrecke ca. 15 km, ca. 4 Std. Fahrt). Die verbleibende Zeit bis zum Abendessen steht zur freien Verfügung. (Bummel über den Markt, Spaziergang zu den restaurierten Sommerresidenzen, z.B. von Leo Trotzki, Promenade am Meer). Abendessen im Restaurant des Hotels Saydam.
3. Tag: Burgaz Ada und Beyoglu
Vormittags: Nach dem Frühstück Fährüberfahrt nach Burgaz Ada (ca. 30 Minuten), der drittgrößten Prinzeninsel. Besichtigung des Museums des bekannten türkischen Erzählers Fait Saik, der 20 Jahre auf der Insel lebte und für den hier „die Welt nach Pfirsichen und Honigmelonen roch“. Fahrt mit Pferdekutschen über die Insel zur Südwestspitze nach Kalpazankaya (ca. 4 km, 20 Minuten Fahrt). Unterwegs Besichtigung der Aya Yorgi-Kirche, Gespräch mit dem Küster Mico Cikar. Möglichkeit zum Spaziergang am Strand und Mittagessen im Kalpazankaya Kir Restaurant auf einem Hügel über dem Meer. Rückkehr zum Fähranleger mit Pferdekutschen.
4. Tag: Der Islam
Zu Fuß schlendern wir den Pera-Hügel hinab über die Galatabrücke zum Stadtteil Sultan Ahmet, wo während des Römischen Reiches, wie auch zur Zeit von Byzanz und den Osmanen das Herz der Stadt schlug. Hier wurden die kaiserlichen Paläste erbaut, hier befinden sich die größten Museen und die prächtigsten Moscheen.
Der Spaziergang vermittelt uns einen ersten Eindruck von der reichen Geschichte und kulturellen Vielfalt der Stadt. Vorbei an der ‘Hohen Pforte’, dem Amtssitz des Großwesirs, wo über Jahrhunderte politische Würdenträger aus der ganzen Welt um einen Termin im Sultanspalast nachfragten, über die ausgedehnte Parkanlage des Topkapi-Palastes (den Palast selbst besichtigen wir am 7. Tag unseres Aufenthaltes), zum Antiken Hippodrom mit Bauwerken aus drei Jahrtausenden.
Wir besichtigen die Sultan Ahmet Moschee/Blaue Moschee (erbaut 1606-1616), mit den blauen Kacheln aus Iznik, ihren sechs Minaretts, ihrer gewaltigen Kuppel, dem benachbarten Gebäudekomplex mit Schule, Armenküche, Krankenhaus, Verkaufshallen und Mausoleen, eines der beeindruckensten Bauwerke der Stadt. Unmittelbar gegenüber der Hagia Sophia errichtet, wollte Sultan Ahmet I. mit ihr Größe und Pracht der ‘Kirche der Heiligen Weisheit’ übertreffen.
Einen Einblick in die Alltagsrituale islamischer Gläubiger erfahren wir bei der anschließenden Besichtigung der kleinen, etwas abseits der Touristenströme liegenden Sokullu Mehmet Pasa Moschee. Sie wurde vom großen Baumeister Sinan 1571 errichtet und wird von den Gläubigen besonders verehrt, da in ihr drei kleine Stücke des Schwarzen Steins der Kaaba in Mekka eingebaut sein sollen. Hier besuchen wir die angrenzende Koranschule und erhalten vom Schulleiter, einem islamischen Geistlichen einige Informationen zum Arbeitsalltag der im Internat der Moschee untergebrachten 30 Schüler.
Nachmittags: Bootsfahrt über das Goldene Horn zum religiös geprägten Stadtteil Eyüp (ca. 30 Minuten Fahrtzeit). Besichtigung der Sultan Eyüp Moschee der wohl wichtigsten Pilgerstätte der Stadt für islamische Gläubige. Hier soll der Fahnenträger des Propheten Eyüp Ansari begraben sein, der bei der Belagerung Konstantinopels durch die Araber in den Jahren 674-678 getötet wurde.
Anschließend Spaziergang über den Friedhof von Eyüp, der als einer der heiligsten in der islamischen Welt gilt. Zahlreiche Zypressen schaffen eine besondere Stimmung, die von Dichtern und Malern verewigt wurde, so auch vom französischen Schriftsteller Pierre Loti (1850-1923), der während seiner vielen Jahre in Istanbul oft auf diesem Hügel gearbeitet hat. Oberhalb des Friedhofs befindet sich ein alttürkisch eingerichtetes Kaffeehaus, das seinen Namen trägt. Der Blick von der Caféterrasse auf das Goldene Horn und die Stadt gehört zu den schönsten Istanbuls. Das im Sonnenuntergang golden glänzende Wasser gab der Meerenge ihren Namen. Zurück zum Hotel fahren wir mit der Fähre bis zum Fuße des Pera-Hügels. Abendessen im Restaurant Yakup 2, wenige Minuten vom Hotel entfernt, einem klassischen Meyhane in dem nach Hausmannsart gekocht und viel Raki getrunken wird
Nachmittags: Fährüberfahrt über Büyük Ada, wo wir unser Gepäck aufnehmen, zurück zum europäischen Ufer nach Eminönü, ins alte Stambul, am Fuße des Sultanspalastes Top Kapi Serail (ca. 2 Std. Fahrtzeit). Nach knapp 2 Tagen der Inselruhe tauchen wir ins Großstadtleben ein. Bustransfer zum Hotel Anemon im Stadtteil Beyoglu, wo wir für die nächsten 5 Nächte unsere Zimmer beziehen. Vor dem Abendessen bekommen wir auf der Aussichtsterrasse des Galataturmes eine erste ‘360°-Orientierung’ über Istanbul und den Stadtteil Beyoglu von einem Dozenten der architekturgeschichtlichen Abteilung der Istanbuler Technikuniversität. Zusammen unternehmen wir anschließend einen Spaziergang durch die Gassen von Beyoglu/Pera - ein 200 Jahre altes Open Air Museum - und erhalten erste Informationen zu ausgewählten Gebäuden (u.a. die Kirchen St.Antoine und St.Petrus, die italienische Synagoge, das französische Gymnasium, die arabische und die unterirdische Moschee). Abendessen im Spezialitätenrestaurant Haci Abdullah, seit 1888 eine der feinsten Adressen Istanbuls für osmanische Küche (kein Alkohol). Den Kaffee nehmen wir wenige Schritte entfernt in der Bar des legendären Pera Palace Hotels ein, in dem einst Agatha Christie ihren Roman "Mord im Orient-Express" schrieb..
5. Tag: Christentum
Vormittags: Im Stadtteil Sultanahmet (diesmal legen wir die Strecke im Kleinbus zurück) besichtigen wir zunächst die Haghia Sophia (Kirche der Heiligen Weisheit), fast 1000 Jahre lang das geistliche Zentrum des byzantinischen Reiches. Nach der Eroberung durch die Türken 1453 war sie für knapp 500 Jahre Moschee und ist seit 1935 eines der bedeutensten Museen der Welt.
Als weiteres Bauwerk, das die Bedeutung des Christentums in der Geschichte der Stadt symbolisiert, besichtigen wir anschließend die Chora Kloster-Kirche. Sie wurde zum ersten Mal im 4. Jh. erbaut, weil sie außerhalb der Stadtmauern lag, nannte man sie ‘die im freien Feld’= Chora. Im 12. - 14. Jh. erhielt sie ihre heutige Form. Aus dieser Zeit stammen auch die in chronologischer Reihenfolge angeordneten Mosaiken und Wandbilder, die dem Volk, das weder lesen noch schreiben konnte, die Geschichten aus der Bibel näher bringen sollten. Sie gelten weltweit als die besten aus der Spätzeit der byzantinischen Kunst. Auch das Chora-Kloster wurde bei den Osmanen und in den ersten Jahrzehnten der türkischen Republik als Moschee (Kariye Camii) genutzt, bevor es nach einer sorgfältigen Restaurierung durch Wissenschaftler des byzantinischen Instituts der Universität Boston in den Jahren 1948-1959 in ein Museum umgewandelt wurde.
Nachmittags: Nach dem Mittagessen spazieren wir durch den vor allem von Fischern und Kleinhändlern bewohnten Stadtteil Fatih hinab zu den Ufern des Goldenen Horns. In ihrer Bedeutung nicht vergleichbar mit den beiden Kirchen vom Vormittag, aufgrund ihrer Bauweise aber kurios: die neogothische Kirche des Heiligen Stefan. Vollkommen, einschließlich des Altars, aus Eisenguss-Fertigteilen 1871 in Wien angefertigt, wurde sie über die Donau und das Schwarze Meer verschifft und hier aufgebaut. Der Küster Vasil führt uns durch das Eisenbauwerk, das noch heute von der bulgarischen Minderheit an wichtigen Feiertagen zu Gottesdiensten genutzt wird.
Anschließend fahren wir mit dem Schiff zurück nach Eminönü, unternehmen von hier aus einen individuellen Bummel durch den Gewürzbasar und tauchen schließlich ein in das Labyrinth des Geschlossenen Basars mit seinen über 5000 Läden, geordnet nach ‘Fachgebieten’: Teppiche, Antiquitäten, Leder, Gold, Silber.... . Wir treffen wieder zusammen im Alten Bedesten, dem Antiquitätenmarkt und bekommen von einem Händler, der das Familienunternehmen bereits in der 4. Generation betreibt bei einem Glas Tee eine Einführung in den Alltag der Kaufleute heute und vielleicht auch einige Tipps, die uns helfen, die uralte Prozedur des orientalischen Handelns über die Kaufpreise ein wenig zu verstehen. Rückkehr zum Hotel und Abendessen im Stadtteil Beyoglu in einer Taverne der Cicek Pasaji (Blumen-Passage). In diesem Innenhof aus der Gründerzeit begleiten Roma-Musiker mit ihren traditionellen Instrumenten Geige und Trommel den Abend. Die Spezialität der Meyhane sind hier Meze, eine schier unerschöpfliche Anzahl von leckeren Vorspeisen..
6. Tag: Bosporus-Fahrt und Polonez-Köyü
Vormittags: Vom Fähranleger Eminönü nehmen wir die öffentliche Fähre, die uns in 1,5 Stunden gemütlicher Fahrt mit kurzen Stopps am europäischen und asiatischen Ufer über die Meerenge des Bosporus bis zur Festung anadolu Kavagi auf der asiatischen Seite, kurz vor der Einmündung ins Schwarze Meer bringt. Die knappe 30 km lange Strecke führt vorbei an den Palästen und Sommerresidenzen der Osmanen, den prunkvollen hölzernen Jugendstilvillen der Reichen, vorbei an Festungen, Ruinen und Dörfern mit Zypressen, Kiefern, Magnolien und Platanen. Wir machen einen 1-stündigen Spaziergang zur kleinen Festung, die Ende des 14. Jh. von Sultan Beyazit errichtet wurde und zusammen mit den Wehrtürmen auf der europäischen Seite ermöglichte, den Bosporus zu sperren.Nachmittags: Nach dem Mittagessen in einem der Fischrestaurants bringt uns der Kleinbus in einer 30-minütigen Fahrt zum Ufer des Schwarzen Meeres. Spaziergang am Strandbad von Anadolufeneri (anatolischer Leuchtturm) und Weiterfahrt in die ca. 20 km landeinwärts liegende Siedlung Polonezköyü (Polendorf). Sie wurde in der Mitte des 19. Jh. von polinischen Migranten gegründet, die nach dem Krimkrieg aus der russischen Armee geflohen waren. Ihre Nachkommen bestimmen noch heute das Dorfbild: ehemalige Bauernhöfe wurden zu kleinen Pensionen umgebaut, umgeben von wohlkultivierten Gärten, ausgedehnten Wiesen- und Waldflächen. Kaum vorstellbar, daß sich das Zentrum Istanbuls nur eine Autostunde von hier entfernt befindet. Spaziergang durch den Ort. Nach einem Nachmittagskaffee in einem der kleinen Gasthäuser fahren wir zurück zum Bosporus zum Fähranleger im Stadtteil Kamlica (ca. .30 Minuten Fahrtzeit) und von hier mit der öffentlichen Fähre zurück zum Zentrum. (evtl. auch per bus über die bosporusbrücke). Der Abend steht zur freien Verfügung. Möglichkeit zum Theater- oder Kinobesuch oder zum Besuch eines türkischen Bades (Hamam).
7. Tag: Osmanisches Reich
Vormittags: Für die Besichtigung des Topkapi-Palastes nehmen wir uns einige Stunden Zeit. Der Sultanspalast war bis zum Jahre 1839 Verwaltungszentrum eines der größten Weltreiche der Geschichte. Der Serailbezirk mit seinen zahlreichen Pavillions und Säulenhallen setzt sich aus vier großen Höfen und dem Haremsbereich zusammen. Zur Blütezeit des osmanischen Reiches haben hier 4000 Menschen gelebt. Die Architektur lässt uns eintauchen in die Märchenwelt von Tausendundeinernacht. In der Schatzkammer bewundern wir weltbekannte ‘Gastgeschenke’, wie den smaragdbesetzten ‘Topkapi-Dolch’ und den ‘Löffeldiamanten’. Die im ehemaligen Beschneidungsraum der osmanischen Prinzen aufbewahrten Reliquien: der grüne Mantel des Propheten Mohamed, sein Schwert, seine Fahne, sowie ein Fußabdruck, ein Barthaar und ein Zahn von ihm, sind für islamische Gläubige aus der ganzen Welt von großer Bedeutung. Arabische Muslime sollen der Türkei für die Herausgabe dieser Reliquien Öllieferungen ‘solange der Vorrat reicht’ garantiert haben.
Anschließend Fahrt mit dem Kleinbus zum Stadtteil Besiktas (ca. 20 Minuten). Bei der anschließenden Besichtigung des Marinemuseums beschränken wir uns auf die sehenswerte Ausstellung historischer Ruderboote und Galeeren, die die Geschichte der osmanischen Seefahrt eindrucksvoll dokumentiert. Nicht zuletzt durch die Stärke der osmanischen Flotte (in der Mitte des 17. Jh. gab es allein in Istanbul über 4500 zivile und militärisch genutzte Schiffe) konnte das Weltreich über ein halbes Jahrtausend seine Hauptstadt erfolgreich verteidigen. Das Prunkstück der Ausstellung ist das Ausflugsboot von Sultan Mehmet IV. (1648-1687), ein kunstvoll verzierter Zweimaster mit einer Länge von 40 m und einer Breite von knapp 6 m. Die Besatzung bestand aus 144 Ruderern, die mit jeweils 3 Mann an 24 Ruderpaaren für eine schnelle Fortbewegung des Sultans und seiner Familie auf dem Wasser rund um Istanbul sorgten. Es ist weltweit das einzige existierende Original dieser Art.
Nachmittags: Wir überqueren den Bosporus mit der öffentlichen Fähre und verbringen den Nachmittag im Stadtteil Üsküdar (ca. 15 Minuten Fahrtzeit). Üsküdar ist der bedeutenste Stadtteil auf der asiatischen Seite und hat im Gegensatz zu vielen anderen seinen orientalischen Charakter trotz der zahlreichen Neubauten erhalten. Möglichkeit zum Bummeln durch die Gassen des Stadtteils oder zum Besuch eines der ältesten Hamams der Stadt.
Am frühen Abend fahren wir mit dem Motorboot die kurze Strecke zum Leanderturm. Auf der Empore des Turmes haben wir bei einem Aperitiv einen letzten 360°-Rundblick auf Istanbul. Abschiedsessen mit klassischer Musik im restaurierten Turmrestaurant. Für unsere Abschiedsfahrt über den Bosporus steht uns am späten Abend eine kleine ‘Privatfähre’ zur Verfügung.
8. Tag: Abreise
Nach dem Frühstück Bustransfer zum Flughafen (ca. 45 Minuten Fahrtzeit) und Rückflug nach Frankfurt/M.
Goldene Palme 2004
1.Preis - in der Kategorie ”Städtereisen”
Veröffentlichung im Märzheft 2004